Deutscher Aikido-Bund DEUTSCHER AIKIDO-BUND e.V.

Wir haben’s geschafft! Der Weltrekord im 24-h-Aikido-Training geht nach Kissing!

Der Anfang

Die verrückte Idee, ein 24-stündiges Ai­kido-Training abzuhalten, kam mir schon vor einigen Jahren. Vielleicht war es auf einem Bundeslehrgang, wo wir begeistert trainierten und der Lehrgang mal wieder viel zu schnell zu Ende war, als ich her­umwitzelte, man sollte einmal ein ganzes Wochenende durchtrainieren. Die Idee beschäftigte mich seitdem. Drei Grundge­danken für diesen Weltrekordversuch gin­gen daraus hervor:

Zum einen sollte Aikido in das Guiness­buch der Rekorde. Wenn man in das Gui­nessbuch schaut, findet man viele Kampf­sportarten, wie Judo, Karate, Taekwondo, Thaiboxen usw., aber nicht Aikido. Ich fand einfach, Aikido muss ins Guinessbuch.

Zum Zweiten wollte ich Werbung für un­sere Aikido-Abteilung machen. Im Aikido gibt es keine Bundesliga, keine Punkt­spiele, keine spektakulären Wettkämpfe. Wir werden von der Öffentlichkeit kaum wahrgenommen. Das gilt zumindest für Kissing, wo sich die Welt eher um Fußball und vielleicht Handball dreht. Sicherlich bringen wir immer wieder mal einen Artikel in die Zeitung über bestandene Gürtelprü­fungen, Jugendausflüge und neue Anfän­gerkurse, aber die Resonanz ist sehr be­scheiden. Mit einem Weltrekordversuch würden wir sicher Gehör finden, so dachte ich.

Der dritte und nicht weniger wichtige Gedanke zu diesem Rekord war ein wohl­tätiger Aspekt. Wenn wir uns schon die Nacht um die Ohren schlagen sollten, dann könnten wir damit auch gleich Gutes tun. Also wollten wir Geld für den „Bunten Kreis“ in Augsburg sammeln. Diese Orga­nisation unterstützt schwerstkranke und chronisch kranke Kinder sowie deren El­tern medizinisch, seelsorgerisch und finan­ziell.

Die ersten Schritte

Das waren also die drei grundlegenden Gedanken, aus denen dieser Weltrekord­versuch erwuchs. Dann folgte die Anmel­dung bei Guiness World Records, um he­rauszufinden, ob nicht schon einmal je­mand die Idee hatte, ein 24-stündiges Training abzuhalten. Ein einfacher Blick in das Buch genügt dazu nicht, da nur eine begrenzte Auswahl der Rekorde dort ab­gedruckt wird. Nicht einmal im Internet las­sen sich alle Rekorde abfragen. Um ganz sicher zu gehen muss man seinen Rekord anmelden. Es stellte sich heraus, dass es ein neuer Rekord sein würde. Also rückte ich im nächsten Training mit meiner Idee heraus. Zunächst war die Skepsis recht groß, aber je mehr wir zusammen darüber nachdachten, umso mehr Begeisterung machte sich breit. Und überhaupt, wer kann schon von sich behaupten, an einem Weltrekordversuch teilgenommen zu haben. Also selbst wenn wir gar nichts damit erreichen sollten, so könnten wir wenigstens unseren Enkeln eine coole Geschichte erzählen. So war also der Pioniergeist geweckt und wir konnten an die Planung gehen.

Die Planung

Zunächst gab es noch vieles zu orga­ni­sieren: Niemand kann 24 Stunden am Stück Aikido trainieren, zumindest nicht ohne enorm hohes Unfallrisiko, ganz zu schweigen von damit verbundenen versi­cherungsrechtlichen Problemen. Also plan­ten wir 12 Trainingseinheiten zu je 2 Stun­den, die ohne Pause aufeinander fol­gen sollten. So konnten sich die Teilneh­mer im­mer wieder regenerieren. Als Trai­ner (mit Übungsleiterlizenz) konnten wir uns zu dritt abwechseln: Peter Jäger, Michael Weigelt und Ralph Romer. Schnell stellten wir bei der Besetzung der einzelnen Schichten fest, dass unsere Abteilung alleine sehr kläglich aussehen würde, und wir hatten uns das Ziel gesetzt, in jeder Schicht mindestens drei Paare auf der Matte zu haben. Beim Zentraltraining im Oktober warben wir dann um weitere Teil­nehmer und fanden spontan Begeisterte. Der Aikido-Verband Bayern (AVBy) unter­stützte uns, indem das Landestraining (LT) und das Zentraltraining (ZT) verlegt und in unseren Weltrekordversuch integriert wur­den. Da das LT und das ZT je 2,5 Stunden dauern, ergaben sich auch 25 Stunden (statt 24 Stunden) Aikido-Training.

Die weitere Organisation gestaltete sich dann doch etwas anders als für einen gro­ßen Lehrgang: Die Wach-und-Schließ­gesellschaft, Polizei und Feuerwehr muss­ten informiert werden, dass wir dies­mal auch nachts trainieren. Ein Hausmeis­ter wurde für die 24 Stunden in Rufbereit­schaft versetzt und die Nacht­absen­kung der Heizung muss­te um­gangen wer­den, sonst hät­ten wir für die Nacht­schichten weder Heizung noch war­mes Was­ser zum Du­schen gehabt. Schließ­lich muss­ten noch Über­nachtungs­möglich­keiten im Dojo geschaffen und das Frühstück organisiert werden.

Werbung

Natürlich wollten wir für unseren Weltre­kordversuch so viel Werbung wie möglich machen. Es wurden Plakate aufgehängt, Flyer verteilt, Hin­weisschilder an­ge­bracht und Pressemit­teilun­gen her­aus­gegeben. Wir konnten be­reits Anfang Ok­to­ber bei der 60-Jahr-Feier des Kissinger Sport­clubs unseren Welt­re­kord­ver­such be­kannt ge­ben und waren damit schon das erste Mal in der Zei­tung. Es folg­ten weitere Vor­an­kün­digungen in der Presse. Ein loka­ler Ra­dio­sen­der brach­te uns dann auch in den Nach­rich­ten und im Veranstal­tungs­kalen­der. Bür­ger­meister, Ge­mein­deräte, Vor­stände an­de­rer ortsan­sässiger Vereine und Geschäfts­leute wurden eingeladen. Wir suchten noch nach Sponsoren und konn­ten eine Land­bäckerei gewinnen. Sie steu­erte je 50 Semmeln und Brezeln für unser Frühstück bei. Damit konnten wir sogar noch unsere Aikido-Kinder und Ju­gendli­chen am Sams­tag­mittag versorgen. Eine Druckerei fertigte un­sere Aikido-Schriftzeichen und den Weltre­kord­schriftzug. Unser Wirt stellte in der Paartal­halle Getränke und jede Menge Kaffee für die Nacht kostenlos zur Verfü­gung. So waren wir bestens ausgerüstet und es konnte endlich losgehen.

Ablauf

Am Freitag, den 10.11.2006, um 16 Uhr, begann dann unser Weltrekordversuch. Peter Jäger übernahm die beiden ersten Schichten als Jugendtrainer zusammen mit ca. 25 begeisterten Kindern und Jugend­lichen. Am Abend trafen dann die Delega­tionen aus Nürnberg, Türkheim, Gaißach, Dachau und Augsburg ein und unterstüt­zen uns tatkräftig durch die Nacht sowie am nächs­ten Tag. Viele trainierten in meh­reren Schichten, gönnten sich eine kurze Pause im Schlafsack, kamen dann ver­schlafen wieder auf die Matte und begeis­terten sich für eine weitere Trainings­ein­heit.

Einen der schönsten Augen­blicke durf­ten wir wäh­rend des Trai­nings von sechs bis acht Uhr erleben, als der Morgen zu grauen begann und uns einen Bilder­buch-Sonnenaufgang bescherte. Bei dem an­schließenden herz­haften Frühstück konn­ten sich dann einige Teilnehmer stär­ken, während natürlich auf der Matte fleißig weiter trainiert wurde.

An dieser Stelle un­serem Schriftführer Josef Nemeth noch einmal herzlichen Dank für die Organisa­tion des Frühstücks und die Verköstigung unserer Aikido-Kinder und ‑Jugendlichen. Vermutlich hat Josef einen eigenen Weltrekord im Dauer-Kaffee-und-Tee-Kochen aufgestellt.

Am Samstagnachmittag im LT mit Horst Hahn, 4. Dan und 1. Vorsitzender des AVBy, bekamen wir auch noch Besuch vom Regionalfernsehen! Der Bericht lief dann am Sonntag in den 18-Uhr-Nach­rich­ten. Wir wurden insgesamt dreimal (auch nachts) von der Presse besucht, die uns eine sehr gute Berichterstattung bot.

Am Ende des ZT mit Wolfgang Schwat­ke, 5. Dan und Technischer Leiter des AVBy, war es dann endlich geschafft: Welt­rekord!

Danke

75 Teilnehmer (ohne Mehrfachnennun­gen) aus 8 verschiedenen Vereinen in ganz Bayern haben teilgenommen. Schön, dass sich so viele begeistern ließen und mit uns zusammen diesen Weltrekord auf­gestellt haben! Danke an die Vertreter der folgen­den Vereine, dass sie mit dabei ge­wesen sind:

Vielen Dank auch dem AVBy für die Unter­stützung.

Was wurde aus den drei Grundgedan­ken dieses Weltrekordes?

Den Weltrekord haben wir geschafft, ob wir damit auch im Buch abgedruckt wer­den, bleibt abzuwarten. Wir hoffen, dass Guiness World Records unseren Einsatz mit dem entsprechenden Eintrag ins Gui­nessbuch würdigt.

Gehör konnte sich die Aikido-Abteilung in Kissing mit diesem Weltrekordversuch teilweise verschaffen: Wir wurden von den Medien sehr gut wahrgenommen. Als Vor­ankündigung erschienen Artikel in drei verschiedenen Lokalzeitungen.

Am Montag danach erschien ein viertel­seitiger Artikel mit drei Fotos im Regional­teil der Augsbur­ger Allgemeinen. Im Lokal­radio kamen wir im Veranstaltungskalender und in den Nachrichten. Und das lokale Fernsehen sendete sogar einen Bericht über uns.

Zuschauer hatten wir auch nicht gerade wenige. Bürgermeister, Gemeinderäte und Vertreter anderer Abteilungen und Vereine besuchten uns und trugen auch ihre An­teile zu unserer Spendenaktion bei. Aller­dings fanden sich zum nächsten Anfänger­kurs am darauf folgenden Freitag nur zwei Teilnehmer ein und das waren Väter von Kindern aus unserer Aikido-Kindergruppe. Somit ist der Versuch, neue Mitglieder zu gewinnen, nicht zufrieden stellend gelun­gen.

Und der wohltätige Zweck? Wir konnten dem „Bunten Kreis“ über 400 € von spen­dablen Zuschauern und Teilnehmern über­reichen. Allen Spendern nochmals vielen Dank!

Alles in allem war es ein außergewöhn­liches Erlebnis, an das wir uns bestimmt noch lange erinnern werden. Vielen Dank an alle, die begeistert mit dabei waren, or­ganisiert haben und zum Gelingen des Weltrekords beigetragen haben.

Bilder und die Zeitungsartikel findet ihr unter www.aikido-kissing.de