Mitten im grauen November 2006 wurde uns „Nordlichtern“ in Malente ein besonderes Highlight geboten. Barbara Oettinger war mit ihrem Mann Thomas nach Schleswig-Holstein gekommen, um einen Landeslehrgang zu geben. Wir waren schon lange sehr gespannt und freuten uns sehr. Unsere positiven Erwartungen wurden jedoch noch übertroffen.
Barbara schaffte es, die Lehrgangsteilnehmer vom Gelbgurt bis zum 5. Dan durch ihre angenehme, freundliche und souveräne Art und ihre interessanten Techniken zu fesseln.
Für jeden war etwas dabei – könnte man sagen. Aber Barbara gelang es aufgrund eines didaktisch und methodisch hervorragend aufgebauten Trainings vielmehr, allen alles verständlich zu machen. Für mich als Danträgerin waren es nicht zuletzt ihre überzeugenden Analysen der Grundtechniken, die ich mit großer Aufmerksamkeit verfolgte. Ich konnte viel für den eigenen Unterricht mitnehmen.
Während des Trainings übten wir Grundtechniken mit und ohne Stab; die Verknüpfungen zwischen den jeweiligen Ausführungen bauten sinnvoll aufeinander auf. Eine Einheit widmete Barbara dem Thema Verkettungen. Höchst spannend war auch die Arbeit mit dem Stab. Barbara ließ uns Sequenzen von Schlägen von Grund auf erarbeiten, bevor wir diese später als Partnerübungen durchführten. In meinen Augen macht die Anwendung von Sequenzen einer Stockkata mit dem Partner deren Bewegungsabläufe hervorragend deutlich.
Die Arbeit im Stand würzte Barbara immer wieder mit Kokyo-ho aus Zaho in einer interessanten Tenkan-Variante. Die Frage, wie man zu arbeiten hat, wenn 100 Kilo angreifen, klärte Barbara einleuchtend. Für mich als weibliche Aikidoka war es sehr angenehm, eine so überzeugende Meisterin als (Bewegungs-)Vorbild zu sehen. Eine meiner Vereinskolleginnen sagte dazu höchst motiviert: „Wenn Barbara die Techniken kann – mit ihrer (zierlichen) Figur –, dann muss es doch für mich auch möglich sein.“
Was mir außerdem positiv auffiel war, dass Barbara ganz bewusst darauf achtete, den so gern in aller Munde geführten Satz „Jeder Uke ist für dich der beste Uke!“ mit Leben zu füllen. Ich habe selten ein so erfreulich buntes Gemisch von verschiedenen Ukes bei einem Training gesehen wie dieses Mal. Man sollte als Trainer nicht vergessen, dass das „Uke sein“ eine Ehre ist, die allen Gurtfarben, Altersgruppen und beiden Geschlechtern gleichermaßen zuteil werden sollte – und nicht nur dem „idealen Uke“. Wie der aussieht, weiß wohl jeder.
Neben dem Training und dem geselligen Beisammensein, das viel Raum zum gegenseitigen Kennen lernen und Plauschen bot, stand für Samstagabend ein Gesprächskreis auf dem Programm, bei dem Barbara und Thomas uns über die neuesten Entwicklungen im DAB informierten. Die Möglichkeit, Fragen zu stellen und sich auszutauschen, wurde gerne und reichlich genutzt. Ein Kernpunkt, der sich bei unserem Gespräch herauskristallisierte, war, dass sich in den letzen Jahren die fruchtbringende Zusammenarbeit und Kooperation im Dienste des Aikido sowohl auf Bundes- als auch auf Landesebene im AVSH vertieft hat.
Es war der Wunsch aller, dass diese Zusammenarbeit erhalten bleibt und weiter ausgebaut wird. Der Besuch einer Meisterin aus dem Süden und der damit verbundene Austausch ist in diesem Licht zu sehen und war auf jeden Fall wieder ein Baustein mehr im gemeinsamen Aikidohaus. Bauen wir weiter!
Frauke Drewitz, Lübecker Judo Club e. V.